Leasing in Zeiten der Sharing Economy

Grundgedanke des Leasing wird neu aufgeladen

Leasing-Wirtschaft ist verlässlicher Partner für den Wandel

Teilen und Leihen statt Kauf und Eigentum – das ist die Idee hinter der Sharing Economy, die immer beliebter in Deutschland wird: Statt Hotelübernachtungen werden bei Airbnb private Wohnungen für den Städtetrip gebucht. Statt eigenem Fahrzeug leiht man sich sein Auto für die Fahrt zum Restaurant über einen CarSharing-Anbieter, lässt den Wagen stehen und nimmt zurück kein Taxi, sondern einen RideSharing-Service in Anspruch. Musik und Filme werden bei Spotify oder Netflix gestreamt, sein Wissen teilt man auf Wikipedia, für die Abendveranstaltung leiht man sich ein Designerkleid übers Internet. Rund 40 Prozent der Deutschen nutzen nach einer PwC-Studie (Share Economy 2017 – The New Business Model) Angebote der Share Economy, Tendenz steigend. 2018 betrug das Marktvolumen in Deutschland über 24 Milliarden Euro. Die Nutzer sind mehrheitlich U40, also zwischen 18 und 39 Jahren, und gut gebildet. Jeder Zweite nimmt an der Sharing Economy, die auch Collaborative Economy genannt wird, vor allem aus ökonomischen Gründen teil. Dagegen führt nur jeder Vierte Umweltschutz oder Nachhaltigkeit als Begründung auf. Dabei kann die Tausch- und Mietkultur durchaus dazu ihren Beitrag leisten.

Leasing und Pooling mit langer Tradition in Deutschland

Horst Fittler, BDL-Hauptgeschäftsführer

Während der Handel durch Tauschen, dem Leihen und gemeinschaftlichen Nutzen bei Privatkunden boomt, sind Sharing-Modelle in der Industrie und im B2B-Bereich in Deutschland noch weit weniger verbreitet. Doch sie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dabei ist der Gedanke des Teilens und Leihens in der Wirtschaft weder neu noch revolutionär. Leasing und Pooling – bei beiden Modellen erwirbt man nicht das Eigentum, sondern mietet oder teilt – werden seit über einem halben Jahrhundert in Deutschland genutzt. Über die Hälfte der außenfinanzierten Investitionen von Unternehmen werden mittels Leasing-Verträgen realisiert. Damit dominiert Leasing gerade im Mittelstand alle Investitionsformen – ganz unabhängig von der konjunkturellen Situation.

Die Grundidee des Leasing – Nutzen statt Eigentum – passt hervorragend in die aktuelle Zeit der Sharing Economy mit serviceorientierten Modellen,

führt BDL-Hauptgeschäftsführer Horst Fittler aus.

Auch die gemeinschaftliche Nutzung von Betriebsmitteln hat Tradition: In der Landwirtschaft schlossen sich zum Beispiel Ende der 1950er-Jahre Bauern in sogenannten Maschinenringen zusammen. In diesen Organisationen werden bis heute landwirtschaftliche Geräte gemeinschaftlich angeschafft und je nach Bedarf ausgeliehen. Bereits seit 20 Jahren ist die Fracht- und Laderaumbörse Timocon als europaweite Vergabeplattform für Transportaufträge aktiv und bringt Lade- und Frachtraum zusammen. In der Brauwirtschaft vermieten Brauer ihre Abfüllanlagen, wenn diese nicht ausgelastet sind, an sogenannte Kuckucksbrauer. Ein Modell, das durch den Aufschwung des Craftbeers zu neuem Leben erweckt wird. Innovative Brauer mit Ideen, aber noch ohne eigene Brauerei, mieten sich für einige Zeit bei mittelgroßen Brauereien ein, nutzen Braukessel und Abfüllablagen für geringe Volumina. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. In Amerika, wo innovative Entrepreneure an der Tagesordnung sind, heißen diese Brauer Gypsy Brewer.

Digitalisierung als Treiber der Sharing Economy

Hans-Joachim Dörr, Vorsitzender BDL-Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs

Der Leasing-Leitgedanke wird durch die Sharing Economy neu aufgeladen und durch Digitalisierung und Big Data geradezu befeuert, auch im B2B-Bereich“, erklärt Fittler. Digitale Plattformen und Apps bringen mittels Algorithmen Anfrager und Anbieter zusammen, über weite Distanzen hinweg, unkompliziert und schnell.

Durch Sharing-Modelle werden weniger Maschinen am Markt benötigt, die Maschinen besser ausgelastet und freie Kapazitäten können über einen Kapazitätsmarktplatz anderen Herstellern zur Verfügung gestellt werden,

erläutert Hans-Joachim Dörr, Geschäftsführer der TRUMPF Financial Services GmbH und Vorsitzender des BDL-Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs. Erfolgreich seien die Sharing-Modelle, so Dörr, wenn die Kunden auch einen besseren Service im Hinblick auf Wartungsverträge, Ersatzteile oder After-Sales-Services erhalten.

Eine Sharing-Plattform testet derzeit BNP Paribas Leasing Solutions in Frankreich. Kintessia ist der erste B2B-Online-Marktplatz für landwirtschaftliche Maschinen, Nutzfahrzeuge und Baumaschinen. Die Plattform vernetzt Unternehmen, die kurzfristig Maschinen oder Fahrzeuge benötigen mit solchen, die diese vermieten möchten.  Dafür erhielt das Leasing-Unternehmen im vergangenen Jahr den Digital Innovation Award von Leasing Life, dem Fachmagazin für Asset Finance. Das französische Pilotprojekt wird vom Leitgedanken der Sharing Economy getragen, ungenutzte Ressourcen effizienter mit anderen zu nutzen.

CarSharing etabliert

Dies ist auch das Grundprinzip des CarSharings, das sich in Deutschland bereits etabliert hat. „Durchschnittlich steht ein Auto rund 23 Stunden am Tag. Beim CarSharing nutzen dagegen rund zehn Personen ein- und dasselbe Fahrzeug“, erläutert Fittler. Apps erleichtern diese gemeinschaftliche Nutzung. Ähnliches gilt auch für den CarPool eines Unternehmens. Unterstützt wird dieser Trend durch den Wertewandel bei jungen Generationen: Gerade in Ballungsräumen hat das eigene Auto deutlich an Attraktivität eingebüßt.

Was bedeutet dies für die Leasing-Wirtschaft in Deutschland, deren beliebtestes Leasing-Objekt das Auto ist? „Die Mehrheit der CarSharing-Anbieter nutzt geleaste Fahrzeuge, häufig mit ergänzenden Services“, gibt sich der Hauptgeschäftsführer gelassen. Zudem entwickeln viele Leasing-Gesellschaften eigene Mobilitätslösungen. Captives haben CarSharing-Töchter gegründet oder bieten RideSharing und andere Lösungen an.

Marcus Schulz, Geschäftsführer ARVAL Deutschland GmbH

Sharing Economy bedeutet, dass das klassische Dienstwagen-Modell teilweise durch Pool-Lösungen oder Mobilitätsbudgets ergänzt wird – im Bereich solcher Services liegt für uns eine große Wachstumschance,

erläutert Marcus Schulz, Geschäftsführer der ARVAL Deutschland GmbH, einem der führenden Anbieter von herstellerunabhängigem Full-Service-Leasing. Bei einem Mobilitätbudget erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens statt eines Dienstwagens ein Budget, das sie für verschiedene Verkehrsmittel ihrer Wahl einsetzen können: Flugzeug, Bahn, Taxi, RideSharing, E-Bike, Bus oder Leasing-Fahrzeug.

 

Etwas zurückhaltender schätzt Roland Meyer, Geschäftsführer der LeasePlan Deutschland GmbH – einer markenunabhängigen Full-Service-Leasing-Gesellschaft für Unternehmensfuhrparks, die Entwicklung ein:  

Roland Meyer, Geschäftsführer LeasePlan Deutschland GmbH

Beim Autoleasing gibt es den Trend vom Eigentum zur Nutzung, und der Wunsch nach flexiblen Mobilitätslösungen steigt. Das jeweils passende Konzept richtet sich nach der Größe des Unternehmens und des Fuhrparks sowie nach den jeweiligen Anforderungen. Der Dienstwagen ist in Deutschland immer noch ein großer Motivationsfaktor, auch für junge Berufseinsteiger – das zeigt unsere Erfahrung im eigenen Haus. Sharing-Modelle bieten sich nur in begrenztem Umfang an. Wir sehen hier ein Miteinander der Mobilitätslösungen je nach Anwendungsfall, bei dem Leasing nach wie vor eine zentrale Rolle spielt.

Innovationskraft der Leasing-Branche

„Den sich verändernden Kundenbedürfnissen hat sich die Leasing-Wirtschaft im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder angepasst“, erläutert BDL-Hauptgeschäftsführer Horst Fittler. Begonnen mit der reinen Finanzierung von Investitionen über ergänzende Serviceangebote bis zu neuen Nutzungsmodellen aufgrund von Big Data. „Quelle der Innovationskraft der Branche ist die Nähe zum Kunden. Die konsequente Kundenorientierung ermöglicht eine gute Rückkopplung für Markttrends. Hinzu kommt die verlässliche Partnerschaft mit dem Mittelstand“, führt Fittler aus. Die Leasing-Wirtschaft selbst ist mittelständisch geprägt und spiegelt in ihrer Struktur die Unternehmenslandschaft in Deutschland wider. Zudem stammt der Löwenanteil der Leasing-Kunden aus dem Mittelstand.

Vom Mittelstand für den Mittelstand ist daher unsere Devise,

fasst der Hauptgeschäftsführer zusammen. Das Leasing-Geschäftsmodell ist Asset-orientiert. Daher sind Leasing-Gesellschaften Experten für die Wirtschaftsgüter, die sie verleasen. In den Gesellschaften arbeiten in Teams Finanzierungsexperten mit Fachleuten für die Objekte und Branchen wie Ingenieure, Kfz-Meister, IT-Experten, Physiker etc. zusammen. Diese Objektkompetenz und Expertise findet sich bei keinem anderen Finanzierer. „Mit den Kunden können Leasing-Gesellschaften daher auf Augenhöhe sprechen und über den gesamten LifeCycle eines Investitionsgutes beraten.“

Langjährige Zusammenarbeit: Kunden sind Partner

Alfons Bromkamp (l.), Geschäftsführer Call & Sales Manufaktur GmbH, und sein Sohn Boris.
Holger Harmsen, Vorstand LeaseAG

Es wundert daher nicht, dass viele Leasing-Kundenbeziehungen weit länger halten als die Dauer eines Leasing-Vertrages. Die Leasing-Gesellschaft begleitet ihren Kunden bei der Entwicklung des Unternehmens, auch bis ins Ausland, und ist auch in unsicheren Zeiten ein verlässlicher Partner.

Alfons Bromkamp, Geschäftsführer der Call & Sales Manufaktur GmbH, arbeitet seit 2012 mit der Düsseldorfer LeasAG Leasing Aktiengesellschaft zusammen und beschreibt die Veränderungen während der Zusammenarbeit:

In den Anfangsjahren stand die Finanzierung von Hardware – Mobiliar und IT-Technik – im Vordergrund. Unser Unternehmen befindet sich in einem starken Wandlungs- und Digitalisierungsprozess; wir entwickeln uns von einem reinen Call Center Outsourcing-Unternehmen hin zu einem Digitalisierungspartner. Das bedeutet zunehmend mehr die Öffnung neuer Kanäle wie z. B. Messaging-Dienste, WhatsApp als starke Möglichkeit gerade auch in der Business-to-Business-Kommunikation, aber auch die Nutzung von künstlicher Intelligenz für den gezielten Einsatz von Chatbots im modernen Kundendialog.

Letztlich habe sich der Fokus von Hardwarefinanzierung zu prozessrelevanter Software stark verändert. „Dazu gehört z. B. Software für Workforce Management oder die Gestaltung von digitalen und automatisierten Kommunikationsprozessen. Man kann hier von einem Generationenwechsel bei der Art der finanzierten Objekte sprechen“, erklärt Bromkamp. An der langjährigen Partnerschaft mit Holger Harmsen, dem Vorstand der LeasAG Leasing Aktiengesellschaft, schätzt er die „schnelle Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen“. In den nächsten Jahren werde sein Sohn Boris, der bereits seit einiger Zeit im Unternehmen aktiv ist, stärker in den Vordergrund treten und ihn in der Geschäftsführung ersetzen. „Es ist gut, hier mit der LeasAG einen Partner zu haben, der diesen Prozess unterstützt."

Unser Ziel ist es, auf einer vertrauensvollen und loyalen Basis langjährige und nachhaltige Kundenbeziehungen aufzubauen. Call & Sales ist ein gutes Beispiel hierfür,

erklärt Harmsen. 

 

 

Neue Nutzungsmodelle und Services

Thomas Kolvenbach, BDL-Vizepräsident

Die Anforderungen an eine Leasing-Gesellschaft verändern sich im Laufe der Zusammenarbeit nicht nur in Bezug auf die zu finanzierenden Güter. Mit der Digitalisierung entsteht auch das Bedürfnis nach neuen Finanzierungsmodellen. Kunden fragen nach flexibleren, mit Zusatznutzen angereicherten Leasing-Modellen, nach mehr Serviceangeboten zu ihrer Entlastung. Sie erwarten eine Rundumlösung für ihre Investitionsvorhaben statt einer Finanzierung.

Wenn z. B. ein großer Hersteller von Spülmaschinen für die Gastronomie auf seiner Website explizit damit wirbt, dass seine Kunden kein Leasing mehr brauchen, sondern nur noch Spülgänge als Pay-per-Wash zahlen und dafür alles inklusive bekommen – Körbe, Wasseraufbereitung, Spülchemie, Wartung und Service – dann müssen Leasing-Gesellschaften mit eigenen Modellen an Kunden und Vendorpartner herantreten, um nicht abgehängt zu werden,

fasste es BDL-Vizepräsident Thomas Kolvenbach auf der BDL-Fachtagung Leasing & Kreditwirtschaft am 12. April 2019 in seiner Keynote zusammen. 

Viele Leasing-Gesellschaften entwickeln solch nutzungsorientierte Modelle oder sind bereits damit auf dem Markt. Der Leasing-Kunde zahlt die Rate in Abhängigkeit von der tatsächlichen Nutzung des Investitionsgutes, zum Beispiel in Abhängigkeit von Betriebsstunden, Kilometern, Kopien oder Scans – ohne Anschaffungskosten, laufende Kosten und Kapitalbindung. Wie das Beispiel von Bystronic und Deutsche Leasing zeigt:

Pay-per-Use-Modell der Deutschen Leasing

Bystronic ist ein weltweit führender Anbieter von Lösungen für die Blechbearbeitung. Im Fokus liegt die Automation des gesamten Material- und Datenflusses der Prozesskette Schneiden und Biegen. Zum Portfolio gehören Laserschneidsysteme, Abkantpressen sowie entsprechende Automations- und Softwarelösungen. Die Bystronic Laser AG und die Deutsche Leasing AG bieten ihren gemeinsamen Kunden ein Pay-per-Use-Modell an, ein nutzungsabhängiges Finanzierungsmodell für Laserschneidanlagen.

Dank einer entsprechenden Schnittstelle kann die Laserschneidanlage Daten über die tatsächliche Nutzungsintensität an Bystronic übermitteln. Ausgewählte Daten werden dann an den Leasing-Geber weitergeleitet. So erhält die Bad Homburger Leasing-Gesellschaft Informationen darüber, wie stark die Maschine genutzt wird und wie deren technischer Zustand ist. Nötige Wartungs- und Servicearbeiten können flexibilisiert und der tatsächlichen Nutzung angepasst werden. Daran bemisst sich die Raten- und Servicegestaltung des Investitionsobjekts. Im Rahmen der Vereinbarung zwischen der Leasing-Gesellschaft als Finanzierungspartner, dem Hersteller Bystronic und dem Kunden werden also nicht nur die Kosten für die Maschinennutzung, sondern auch notwendige Wartungsarbeiten an der Maschine geplant, die ebenfalls von der monatlichen Gesamtrate abgedeckt werden. Mittels geeigneter Daten ist sogar eine vorausschauende Wartung – Predictive Maintenance – möglich. Angepasst an die Wertschöpfungskette des Leasing-Nehmers könnten solche „smarten“ Nutzungsmodelle die nächste Stufe effizienter Finanzierung darstellen.

Lukas Wichert, Bystronic Laser AG

Lukas Wichert, Global Vendor Finance Manager der Bystronic Laser AG, erläutert:

Wir bieten unseren Kunden alles aus einer Hand: neueste Technologien, kompetente Installation, fachgerechten Unterhalt und intelligente Finanzierungslösungen. Mit Pay-per-Use haben wir zusammen mit der Deutschen Leasing ein nutzungsabhängiges Finanzierungsmodell für Investitionsobjekte auf den Markt gebracht, das auf die digitalen Entwicklungen im Industrie- und Produktionsbereich reagiert.

Markus Wiesler, Deutsche Leasing AG

Markus Wiesler, Global Vendor Manager bei der Deutsche Leasing AG, ergänzt:

In dieser Form sind wir das erste herstellerunabhängige Leasing-Unternehmen, das ein Pay-per-Use-Modell für höhervolumige Investitionsgüter anbietet. Dieses innovative Finanzierungsmodell erhöht die Flexibilität unserer gemeinsamen Kunden, da eine nutzungsabhängige Ratengestaltung möglich ist.

Pay-per-Use bei TRUMPF Financial Services

Das Ditzinger Hochtechnologieunternehmen TRUMPF sammelt derzeit ebenfalls Erfahrungen mit der neuen Finanzierungslösung Pay-per-Use. Zuletzt hat das Unternehmen einen Laservollautomaten in die Niederlande vermittelt. Diese Maschine definiert den Prozess der Laserbearbeitung neu und vereint Produktivität und Prozesssicherheit. Der Kunde aus der Blechbearbeitung zahlt zunächst nur eine monatliche Grundgebühr. Wenn er die Maschine über eine zuvor vereinbarte Zeit hinaus nutzt, zahlt er pro Stunde einen variablen Betrag. Je länger die Maschine läuft, desto günstiger wird die zusätzliche Nutzungsgebühr. Zur Abrechnung sendet die Maschine Daten an TRUMPF, die zentral auf einer Datenplattform ausgewertet werden. Der Kunde erhält turnusmäßig einen Report inklusive Rechnung und sieht sofort, wie die Maschine genutzt wurde. Das Angebot umfasst die notwendigen Schulungen sowie Service, Wartung und Instandhaltung der Anlage über die gesamte Laufzeit. Die Finanzierung läuft über die hauseigene Bank, die derzeit ihr digitales Angebot stark ausbaut und auch an weiteren Pay-per-Use-Lösungen für unterschiedliche Kundengruppen arbeitet.

Die Vorteile des nutzungsabhängigen Finanzierungsmodells für den Kunden fasst Hans-Joachim Dörr, Geschäftsführer der TRUMPF Financial Services, zusammen:

Ist ein Unternehmen mit einer rückläufigen Auftragslage konfrontiert, wird der Maschinenpark weniger stark genutzt. Pay-per-Use-Finanzierungen bieten Unternehmen in solchen Situationen den Vorteil, dass sich die Leasing-Rate der veränderten Auftragslage anpasst: Wird weniger produziert und verkauft, muss eine niedrigere Finanzierungsrate bezahlt werden.

Diese „atmende Finanzierungsrate“ reduziere finanzielle Risiken und erleichtere Investitionsentscheidungen, weil Fixkosten zu variablen Kosten werden. Zudem werde das Kapital effizient eingesetzt. „Erfolgreich am Markt werden diejenigen Lösungen sein, die eine faire und ausgewogene Chancen-Risiken-Verteilung zwischen Anbieter und Kunde ermöglichen“, meint Dörr.

Smart Performance Finance von Siemens Finance & Leasing

Die digitale Transformation erfordert weitreichende Technologieinvestitionen, deren Finanzierung viele Unternehmen vor eine Herausforderung stellt. Mit der „Smart Performance Finance powered by MindSphere“ bietet Siemens Finance & Leasing Fertigungsunternehmen die Möglichkeit, Raten für die Maschinen nach einem Pay-for-Performance-Modell zu bezahlen. „Gleichzeitig ist dies für die Unternehmen der Einstieg in die nächste Stufe der Industrialisierung und die IoT-Welt“, erläutert Kai-Otto Landwehr, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens Finance & Leasing GmbH.

Smart Performance Finance ist das erste nutzungsabhängige Finanzierungskonzept, das mit der MindSphere, dem cloudbasierten, offenen IoT-Betriebssystem von Siemens verbunden ist und an die Bedürfnisse des Maschinenbaus und der Fertigungsindustrie angepasst ist. Die Leasing-Rate richtet sich dabei nach der Nutzung der finanzierten Maschinen. Die Daten darüber, wie intensiv die Maschinen genutzt werden, werden in der MindSphere gespeichert und sind für den Kunden jederzeit auswertbar. „Dies ermöglicht eine hohe Transparenz über die Nutzung und Performance der Maschinen und ist somit die Basis für eine nutzungsabhängige Kalkulation der Raten. Zudem profitiert der Nutzer von kalkulierbaren variablen Kosten bei seiner Investition in Industrie 4.0. Dabei stehen unterschiedliche Vertragsmodelle zur Verfügung“, beschreibt Landwehr.

Leasing ermöglicht Investitionen in digitale Projekte

Auf unerwartete Finanzierungsschwierigkeiten seiner Digitalisierungsstrategie stieß der Kosmetikhersteller Dr. Rimpler GmbH. Das mittelständische Unternehmen vertrieb seine Produkte über Kosmetikinstitute, plante jedoch, den Vertriebskanal Internet zu nutzen und Online-Shops zu eröffnen. Inklusive der Software für Warenwirtschafts- und Versandsystem kam dafür eine Investitionssumme zusammen, die der Familienbetrieb nicht aus eigenen Mitteln stemmen konnte. Von seiner Hausbank erhielt das Unternehmen eine Absage mit der Begründung, das Vorhaben sei nicht finanzierungswürdig. Ganz anders sah dies das Leasing-Unternehmen abcfinance GmbH, das mit seinem Leasing-Angebot den Zuschlag erhielt. Das Kölner Unternehmen, das unter anderem auf Office-Equipment- und Software-Leasing spezialisiert ist, gestaltete eine flexible Finanzierung: Mit niedrigen monatlichen Leasing-Raten in der Entwicklungs- und Implementierungsphase bis zur Shop-Eröffnung und höheren Raten nach dem „Going live“. So konnte Rimpler Cosmetics erfolgreich im März 2019 mit seinen Shops online gehen. 

Das Beispiel belegt anschaulich, warum Leasing nach dem Cashflow die häufigste Finanzierungsform für digitale Projekte ist, wie eine Studie der KfW herausfand (Digitalisierung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen – Forschungsprojekt im Auftrag der KfW Bankengruppe). „Aufgrund der Objekt- und Branchenexpertise können die Leasing-Gesellschaften Investitionen realisieren, bei denen sich die Banken zurückhalten“, kommentiert BDL-Hauptgeschäftsführer Horst Fittler. „Auch kleinere mittelständische Unternehmen können mittels Leasing in die Digitalisierung investieren: Der Dachdecker least eine Drohne, mit deren Hilfe er den Schaden nach einem Unwetter eingehend begutachten kann. Oder der Friseur bietet ein Buchungstool auf seiner Website an. Auch 3-D-Drucker für die unterschiedlichsten Anforderungen lassen sich leasen“, zählt der Hauptgeschäftsführer auf. Er sieht daher in der Digitalisierung noch weitere gute Wachstumschancen für die Leasing-Branche. 

Digitaler Service für den Kunden

Der digitale Wandel verändert aber nicht nur die Art der Investitionen, sondern auch die Kommunikation mit den Kunden. B2B-Kunden übertragen ihre Erfahrungen aus dem privaten Erleben in den Geschäftsbereich. Sie wollen ihren Geschäftspartner an sieben Tagen der Woche über 24 Stunden erreichen können, Vertragsdetails in Echtzeit über das Smartphone abrufen. Leasing-Gesellschaften entwickeln daher eine Vielzahl neuer digitaler Services.

TESMA von CHG-MERIDIAN bei MAN Truck & Bus

Ein Beispiel dafür ist das von der CHG-MERIDIAN AG entwickelte Technologie- und Service-Management-System TESMA, mit dessen Hilfe der Lebenszyklus und die verschiedenen Status von IT-Equipment verfolgt werden können. Der langjährige Kunde MAN Truck & Bus AG nutzt das System seit mehreren Jahren. Zusätzlich zum bestehenden, webbasierten Portal wurde für die Umsetzung eine mobile TESMA App (iOS und Android) entwickelt, mit der eine Echtzeit-Erfassung von Geräten und das Updaten des Status des jeweiligen Assets möglich ist. Der Scan einer Seriennummer erfolgt mittels der im Smartphone eingebauten Kamera oder auch mit (über Bluetooth verbundenen) Handscannern. Die App überträgt die Daten sicher online. Damit ist ein lückenloses Tracking des IT-LifeCycles für IT-Endgeräte auf Basis eines Fortschrittzahlensystems in Echtzeit möglich.

„Es freut uns sehr, dass dieses wichtige Element einer durchgängigen, digitalisierten Supply Chain für die IT-Endgeräte-Beschaffung und -Entsorgung umgesetzt wurde. Damit verbunden konnte die Prozessstabilität sowie die Transparenz des Prozesses und die Qualität der Asset-Daten deutlich verbessert werden“, erklärt Johann Mittelhammer, FIO Informationssysteme IT Services von MAN Truck & Bus AG. „Besten Dank an CHG-MERIDIAN, sich dieser Herausforderung gestellt zu haben, aber auch an alle, die dazu beigetragen haben, das Thema in so kurzer Zeit umzusetzen. Dies war für uns ein wichtiger Schritt in die Digitalisierung unserer Beschaffungsprozesse für IT-Endgeräte.“

Bei CHG-MERIDIAN war das dreiköpfige Projektteam mit Sebastian Apelt, Luz Kling und Bernhard Koch für die Etablierung zuständig:

Mit Umsetzung des neuen Prozesses konnten wir die administrativen Aufwände bei unserem Kunden deutlich senken und die Zusammenarbeit auf ein neues – digitales – Niveau heben, von dem beide Seiten langfristig profitieren werden.

Das Team der CHG MERIDIAN AG: Sebastian Apelt
Bernhard Koch
Luz Kling

abcfinance erleichtert Absatzförderung mit App „Connect“

Silke Hinz, abcfinance GmbH

Speziell für Vendorpartner hat die abcfinance GmbH eine mobile App entwickelt. Connect – so die Bezeichnung der App für iPhone und Android – ermöglicht es Vendoren, innerhalb von Minuten eine Finanzierung für einen Kunden bestätigt zu bekommen.

Unsere Connect-App macht es Händlern oder Herstellern leicht: Im Handumdrehen steht die Finanzierung für den Kunden – und das auf einem Smartphone oder Tablet zum Beispiel gleich im Verkaufsraum oder unterwegs,

erklärt Silke Hinz, Bereichsleiterin Vertrieb/Absatzfinanzierung bei der abcfinance GmbH, die die App mitentwickelt hat.

Die Zeiten, in denen der Verkaufsprozess wegen einer Anfrage beim Leasing-Partner recht lange unterbrochen wurde, sind vorbei.

Musste früher gewartet werden, bis es grünes Licht vom Finanzpartner gab und die Gefahr des Prozessabbruchs beim Kunden immer größer wurde, hat der Vendor heute alles in der Connect-App dabei. Wenige Angaben genügen und die Anfrage kann direkt an abcfinance übermittelt werden.

Der Verkäufer kann sich dem Kunden widmen, während „hinter den Kulissen“ die Adressprüfung und eine Bonitätsabfrage ablaufen. Im Regelfall erhält der Verkäufer innerhalb von wenigen Minuten eine Entscheidung.

„Das Tolle an der App ist insbesondere die einfache und intuitive Bedienung. Schnell kann man dem Kunden verschiedene Varianten aufzeigen und ihm ein Angebot per automatisierter E-Mail senden“, erklärt Silke Hinz. Mittlerweile arbeitet ein Großteil der Vendoren mit der App. „Ein umfangreicher Refresh brachte zudem viele neue Optimierungen, die die App besser in der Handhabung machen. So sind jetzt auch Teilamortisationskalkulationen möglich und die DSGVO-Konformität ist sichergestellt.“

Dies sind nur einige Beispiele für digitale Services im Leasing. „Fast jede Leasing-Gesellschaft entwickelt derzeit Apps oder Plattformen für ihre Kunden und Vendorpartner“, erläutert Horst Fittler. Alle Services haben einen interessanten Nebeneffekt: Die eingesparte Zeit kann für die persönliche Betreuung der Kunden genutzt werden. „Ich bin mir sicher, dass die Bedeutung der persönlichen Beratung mit Branchenkenntnis und starker Kundenorientierung weiter steigen wird, auch – oder vielleicht sogar gerade – in Zeiten der Digitalisierung. Denn eine digitale Plattform kann die Beratungskompetenz eines Leasing-Teams nicht ersetzen.“

In die Zukunft blickt der Hauptgeschäftsführer daher optimistisch:

Leasing bietet passende Antworten für die Herausforderungen der heutigen Zeit – für das beschleunigte Innovationstempo, für den digitalen Wandel oder die Sharing Economy mit serviceorientierten Ansätzen.